Wir haben wieder festen Boden unter den Füßen. Eigentlich dachten wir, wir hätten jetzt den typischen Seemannsgang. Ist aber nicht, hat einfach nicht genug geschaukelt an Bord. Was uns natürlich sehr recht war, denn somit haben wir keine Mahlzeiten verpasst. Um die entgangenen Gaumenfreuden wäre das wirklich schade gewesen.
In den letzten Stunden an Bord fieberten wir natürlich der Einfahrt in den New Yorker Hafen entgegen. Allerdings mussten wir dafür auch etwas tun, nämlich sehr früh aufstehen. Bereits um 3 Uhr nachts wurden die Lotsen an Bord genommen und um 4 Uhr sind wir unter der Verrazano Brücke hindurchgefahren. Sie ist mit 1298 Metern die längste Brücke Amerikas und damit länger als die Golden Gate. Die lichte Höhe beträgt 70 Meter und da passte unser Schiffchen gerade so durch. Es waren noch 4 Meter Luft. Das Ganze ereignete sich bei völliger Dunkelheit, daher ist die Brücke auf dem Foto nicht ganz scharf geworden:
Leider haben wir kurz darauf die Freiheitsstatue passiert, bei dieser fotografischen Herausforderung bin ich gescheitert. Bei Dunkelheit muss man sehr lange belichten und dieses Schiff bewegte sich stoisch auf sein Ziel zu, da nützt dann auch das Stativ nichts mehr. Pech gehabt. Also ich meine, ihr habt Pech gehabt. Denn ich habe dieses Erlebnis für alle Zeiten auf meiner internen Festplatte gespeichert und behalte es für mich.
Wir haben sehr lange an Deck und auf dem Balkon unserer Kabine gestanden und das erste zaghafte Licht des Tages erlebt. Hinter Brooklyn ging kurz vor sieben die Sonne auf, da hatten wir schon längst festgemacht. Die ersten Sonnenstrahlen verfingen sich in den Glasfassaden von Manhattan. Ich würde jetzt gerne schreiben, die Stadt erwachte langsam. Aber das stimmt nicht, denn die schläft ja nie. Die Schnellstraßen waren schon nachts um vier belebt und die Staten Island Fähre fährt die ganze Nacht hindurch nach Manhattan und zurück.
Die Skyline von Manhattan im ersten Morgenlicht, die Gruppe am Eck sind die Teilnehmer der Gruppenreise, die von der Wochenzeitung „DIE ZEIT“ organisiert wurde. Das hatte für uns den Vorteil, dass wir deutschsprachige Vorträge von Zeit-Journalisten anhören konnten.
Unser Hotel liegt sehr zentral in Midtown, das heißt, Times Square, Theaterdistrikt und 5th Avenue liegen in Fußentfernung. Das bedeutet, wir haben unbegrenzt Auslauf. Aber ab sofort müssen wir uns selbst um unser Essen kümmern. Wir ernähren uns auf unseren Reisen ja bekanntlich vorzugsweise landestypisch, also haben wir gleich mal mit einem Hotdog begonnen, natürlich nur von Nathans, das ist sozusagen das Original.
Hier noch ein paar Schnappschüsse vom ersten Stadtbummel. Übrigens haben wir zum Dinner die ultimativen Hamburger von „burger joint“ gegessen. Stellt euch ein schickes Hotelfoyer vor mit weißen Säulen, glänzendem Boden und vielen Spiegeln und dann an einer Ecke, dicht an einen Vorhang gedrängt, eine illustre Warteschlange. Nach zwei Ecken steht man plötzlich in einer engen Pommesbude mit Graffitti an den Wänden und sechs Leuten, die einen Burger nach dem anderen braten. Und wir hatten Riesen Glück, dass gerade rechtzeitig einer der wenigen Tische frei wurde, sonst hätten wir mit unserer Burgertüte auf die Straße gemusst. Ich habe natürlich nicht verraten, dass ich im Internet einen Tisch reserviert hatte.